Freitag, 26. November 2010

English Version available

For readers from non German speaking countries who are patient enough to read what Google and myself have translated there is an English version of this diary. Check out http://southwest-roundtrip.blogspot.com/

Sonntag, 31. Oktober 2010

Und noch ein Resümee.... (33)






Photos: Alles haben wir gesehen - den Patriotismus, grossartige Natur, die Künstlichkeit und die positiven Überraschungen. Danke für alles!


Der Alltag hat mich wieder. Von 8.00 bis 18.30 in der Arbeit, anschliessend gemeinsames Abendessen, kurz an den Computer, ZiB2, Zähneputzen. Nicht unbedingt die grosse Freiheit.

Was bleibt also von drei Wochen im Land of the Free? 2000 Photos, die wir zu viert gemacht haben? Sogar die kurze Kurzfassung hat unsere Freunde so stumm und müde gemacht, dass die Augenlider immer tiefer gesunken sind. Es hat mich an die alten Diaabende in Studentenzeiten erinnert, auch wenn es jetzt über die Wii und den LCD-Flat-TV abläuft.

Im Amerika-Buch von Reinhold Ziegler, das mir ein Blog-Leser empfohlen hat, habe ich mich auch nicht wieder gefunden. Zu behütet und verplant ist man auf der FTI-Rundreise im Grandiosen Westen. Keine Zeit für das grosse Abenteuer, keine Zeit, um lange nach sich selbst zu suchen wie in diesem Buch. Es ist nicht der Pauschalurlaub im All-Inclusive-Hotel, aber jede Station steht von vornherein fest und die Etappen sind meist so konzipiert, dass die einzigen Freiheiten darin bestehen, zu entscheiden ob man eine Stunde länger bleibt und wo man sein Essen einnehmen will.

Und dennoch ist es anders als bei anderen Urlauben. Die Kinder tragen nach wie vor stolz ihre Hard Rock Cafe-Devotionalien aus San Francisco, auch wenn das erste kleine Angeben in der Schule schon zwei Monate zurück liegt. Nicht einmal dran zu denken bei einem Kreta T-Shirt – das würde bestenfalls als Nachtgewand taugen. Kalifornien ist cool – no doubt about it.

Und für mich ist der Westen noch immer präsent. Meine Erinnerungen sind präzise, verschwimmen nicht wie nach vielen anderen Urlauben. Es ist noch nicht der Langzeittest, aber noch trage ich das grosse File mit Erinnerungen von drei Wochen wohlsortiert mit mir herum. Von Mr. Sanchez bei der Immigration in Toronto bis zum Amoeba-Store in LA am letzten Tag – alles sofort abrufbar.

Und natürlich setzt der „Gute, alte Zeiten“-Effekt bereits ein. Die Strapazen, die Ärgerlichkeiten werden zu Anekdoten und das Schöne wird noch glänzender. Hollywood könnte es kaum besser hinbekommen. Ich bin glücklich, ich bin zufrieden, diesen Urlaub gewählt zu haben (denn ehrlicherweise war ich es, alle anderen haben zugestimmt). Es war ein pralles Paket – manches erwartet, manches überraschend, manches auch enttäuschend, aber mittlerweile möchte ich nicht einmal Letzteres missen.

Ich würde nicht einmal viel anders machen. Vielleicht den Mono Lake unberührt lassen, um wirklich Zeit für Yosemite zu haben, aber selbst dann würden mir die Erinnerungen fehlen, den Dodge viel schneller als er es wollte über den Pass gewuchtet zu haben. Antilope Canyon hätte ich wirklich gerne gesehen - jetzt wo ich aus einem Video weiss, was mir entgangen ist.

Warum sind Reiseführer oft so seltsam in ihren Prioritätensetzungen? Lake Powell oder der Tioga Pass sind in den Guides kaum mehr als etwas am Weg, für das sich ein Blick lohnen könnte und auch der Antilope Canyon klang nach „ganz nett“. Das Subjektive in den Führern kann durchaus beginnen zu nerven, wenn man selbst das Subjekt ist. Aber im Ernst: Sowohl die beiden ADAC-Führer als auch das Buch von Horst Schmidt-Brümmer "Kalifornien + Südwesten USA", das fast vollständig die gefahrene Route in umgekehrter Richtung behandelt, waren sehr hilfreich; der Baedeker war hingegen verzichtbar.

Doch zurück zum Resümee: Von FTI würde ich mir die Möglichkeit wünschen, für zwei, drei Tage irgendwo zu unterbrechen. Wir hätten dies gerne am Highway 1 gemacht, vermutlich in Pismo Beach, aber diese Flexibilität hat FTI auch bei Buchung Monate im Voraus leider nicht gezeigt.

Aber aus dem weichgezeichneten Rückblick nach Wochen sind das alles Kleinigkeiten und „the big picture“ passt. Vielleicht machen wir es noch einmal zu Pensionsantritt und dann mit so viel Zeit, wie wir uns nehmen wollen, denn dann haben wir sie auch. Oder wird es umgekehrt sein und wir haben das Gefühl die (Lebens)Zeit läuft davon?

Sonntag, 5. September 2010

So viele Obdachlose wie Einwohner in Slowenien (32)


Foto: Reichtum und Obdachlosigkeit liegen in den USA oft - wie hier in Santa Barbara - nahe beieinander

Wien, 5.9.2010

Unser Eindruck von den vielen Obdachlosen in San Francisco oder Venice war offensichtlich zutreffend. 1,6 Millionen US-Amerikaner leben mittlerweile auf der Strasse, sagt die Organisation "Coalition for the Homeless". Das entspricht in etwa der gesamten Einwohnerzahl von Slowenien oder Namibia; es sind aber auch 0,6 Prozent der US-Bevölkerung. Für 2011 werden bereits 1,8 Millionen prognostiziert und da ist das Risiko einer abermaligen Rezession noch gar nicht eingerechnet.

Der Grund liegt in den steigenden Arbeitslosigkeit, da es in den meisten US-Bundesstaaten zwar eine Arbeitslosenversicherung gibt, diese in der Regel aber nach einem halben Jahr ausläuft. Für Langzeitarbeitslose bedeutet das oftmals den Rauswurf aus der Wohnung, weil die Miete oder die Hypothekenraten nicht mehr bezahlt werden können. Immer stärker betrifft dieses Phänomen daher auch die unteren Mittelschichten, wenn dann die Ersparnisse aufgebraucht sind. Und die Arbeitslosigkeit klettert weiter: Zur Zeit - und jetzt ist Sommer - beträgt sie 9,6 Prozent. Insgesamt hat die Wirtschaftskrise etwa 8 Millionen Amerikanern den Job gekostet. Bisher.
Besuchen Sie Amerika, so lange es noch steht.

Samstag, 4. September 2010

Das Wasser wird knapp (31)



Fotos: Der Wasserspiegel von Lake Mead und Lake Powell ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich gesunken

31.8.2010, Wien

Im Wirtschaftsmagazin „trend“ werden die weltweiten Probleme rund um die Wasserversorgung thematisiert. Ganz vorne im Wasser-Fussabdruck mit 2483 Kubikmeter pro Person und Jahr sind natürlich die USA. Die Folgen sind nicht nur bei den von uns besichtigten neu aufgetauchten Tuffstein-Felsen im Mono-Lake ersichtlich, sondern offensichtlich ist der Colorado-River, die Lebensader des Westens, auch schon massiv betroffen.

Er entspringt in den wasserreichen Rocky Mountains bei Denver und hat ein Wassereinzugsgebiet, das etwa doppelt so gross wie Deutschland ist. Nach mehr als 2300 Flusskilometern strömt aber in Mexiko kein mächtiger Fluss in den Ozean, sondern ein dreckiges Rinnsal, das im Sommer immer öfter bereits vor der eigentlichen Mündung versandet.

Der Grund sind die riesigen Stauseen und die massive Bewässerung ganzer Landstriche. Doch auch die Stauseen – von uns bewundert – sind akut bedroht. Lake Powell und Lake Mead haben seit dem Jahr 2000 mehr als die Hälfte ihres Volumens eingebüsst, der Wasserstand sank um durchschnittlich 45 Meter. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, ist die Strom- und Wasserversorgung von Städten wie Los Angeles, Las Vegas, Phoenix oder San Diego akut gefährdet. Besuchen Sie Amerika, so lange es noch steht!

Dienstag, 31. August 2010

State of the Land (30)


Foto: Auch die Obdachlosen mussen im "Land of Plenty" immer einfallsreicher werden, um zu überleben ("Schaffen Sie es, mit der Münze in diesen Becher zu treffen?")

16.8.2010, Wien

Der „Spiegel“ berichtet über die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in den USA und belegt mit eindrucksvollen und erschreckenden Zahlen, was für uns Besucher als vager Eindruck entstanden ist. Jeder achte US-Amerikaner und jedes vierte Kind lebt von staatlichen Essensmarken. 17 % der Bevölkerung sind entweder direkt arbeitslos oder können sich von ihren Tagesjobs nicht ausreichend ernähren. Und die deutliche Mehrheit erwartet, dass es ihren Kindern schlechter gehen wird als ihnen selbst. Wo ist der sprichwörtliche Optimismus der Amerikaner geblieben? Ist die wieder steigende Konsumlust nur der Versuch, noch einmal auf den Putz zu hauen, bevor das Haus auseinanderbröckelt?

Seit den 70er Jahren stagniert das durchschnittliche Einkommen arbeitender Männer bei 45.000 $, während sich jenes der Top-Verdiener seither verdreifacht hat. Wie lange hält sich hier noch der Glaube, dass es jeder mit harter Arbeit bis ganz nach oben schaffen kann? Immerhin ist dies eine der Grundbedingungen für den sozialen Frieden im Land.

Natürlich gibt es sie noch: die Geschichten vom märchenhaften Aufstieg armer US-Amerikaner zum Millionär. Doch in dem Land, in dem der Mythos des sozialen Aufstiegs („Vom Tellerwäscher zum Millionär“) eine der tragenden Säulen der Gesellschaft ist, wird das offenbar immer schwieriger.

Die „New York Times“ („NYT“) berichtet von fünf großen Studien in der jüngeren Vergangenheit, die zum selben Schluss gekommen seien: Die soziale Mobilität in den USA sei geringer als in Kanada und selbst in Westeuropa. „Es wird immer mehr zu einer Binsenweisheit, dass es in den USA weniger soziale Mobilität gibt als in anderen Industrieländern“, so die Wirtschaftswissenschaftlerin Isabel Sawhill.

Politisch ist das vor allem für die Republikaner brisant. Sie hätten seit jeher die Kritik der Demokraten an den ungewöhnlich hohen Einkommensunterschieden mit dem Hinweis darauf abgeschmettert, dass die soziale Mobilität - also die Aufstiegschancen des Einzelnen - besonders hoch sei, so die „NYT“.

Der schwedische Ökonom Markus Jantti habe in einer Untersuchung herausgefunden, dass 42 Prozent der männlichen US-Amerikaner, die im untersten Fünftel der Einkommensstufe groß wurden, diese Gruppe nie verlassen. Das ist ein signifikant höherer Grad als etwa in Dänemark (25 Prozent).

Aber auch in Großbritannien, das für Spannungen zwischen den sozialen Schichten bekannt ist, lag der Wert bei „nur“ 30 Prozent. Nur acht Prozent der Angehörigen der untersten Schicht in den USA schafften den Aufstieg ins oberste Fünftel - in Großbritannien waren es immerhin zwölf und in Dänemark 14 Prozent.

Einer der Gründe könnte sein, dass das Armutsniveau in den USA besonders niedrig ist, wodurch es der nächsten Generation entsprechend schwerer fällt, dieses Niveau hinter sich zu lassen, so die „NYT“. Ein anderer möglicher Grund: die hohen Kosten, die Familien privat für die Ausbildung ihrer Kinder aufbringen müssen. Das verstärkt die Schere zwischen den sozialen Schichten noch mehr.


Andererseits spart man in Hawaii am Freitag die Schule ein, in Teilen Georgias wurde der öffentliche Busverkehr eingestellt und in Colorado Springs kann man sich sogar den Strom für die Strassenlaternen nicht mehr leisten. Das ist nicht mehr das „Land of plenty“. Es ist zwar noch immer die Nation, die auf alle anderen herabblickt und ihr eigenes Modell für überlegen hält, aber belegen lässt sich dies immer schwerer.

Unsere Eindrücke von fehlender Infrastruktur, nur in Ballungsgebieten vorhandenen Mobilfunknetzen, ärmlichen Containerhäusern und vor allem erschreckend vieler Obdachloser waren offensichtlich ein zutreffender Ausschnitt aus der Realität. Das 21. Jahrhundert wird wohl nicht den USA gehören. Besuchen Sie Amerika, solange es noch steht!

Mittwoch, 25. August 2010

Die FTI-Reaktion (29)


Foto: Das Hotel Whitcomb in San Francisco: schönes Foyer, schlechter Service, desolate Zimmer

9.8. 2010 Wien

FTI antwortet auf das Mail, das ich gesandt habe und in dem ich einfach Feedback auf die positiven und negativen Punkte, vor allem bezüglich der gewählten Hotels, geben wollte. Obwohl ich nicht reklamiert habe, senden sie einen 100 Euro-Gutschein als Dankeschön, aber andererseits gehen sie inhaltlich nicht darauf ein, sondern verweisen nur darauf, es an den Produktverantwortlichen für „Grandioser Westen“ weiterleiten zu wollen.